Krimi-Lexikon: Nachschlagewerk rund um Krimis und Verbrechen
Rund um Krimis und Verbrechen tauchen oftmals Begriffe auf, die einer Erklärung bedürfen. Manches Mal möchten Krimifans auch tiefer in die Materie eintauchen und mehr über berühmte Persönlichkeiten der Kriminalgeschichte oder Krimi-Autoren erfahren. Genau das bietet Dir dieses Krimi-Lexikon.
Das erwartet Dich in diesem Lexikon zu Krimis und Verbrechen
In diesem Lexikon geht es weniger um die Auflistung von Werken der Kriminalliteratur, Filmen oder Kriminalromanen. Vielmehr ist das Krimi-Lexikon bestückt mit Informationen zu Begrifflichkeiten, die in der Welt der Krimis und auch der echten Verbrechen vorkommen. Außerdem werden Meilensteine der Kriminalgeschichte erklärt. Oder weißt Du aus dem Stegreif, wer die erste dauernde Mordkommission eingeführt hat oder was Deduktion eigentlich bedeutet? Nicht zu vergessen sind berüchtigte Verbrecher, Verbrecherbanden, Raubritter und Ganovenverstecke, zu denen Du hier kompakte und sorgfältig zusammengetragene Informationen findest. Weiterhin enthält das Lexikon natürlich auch Erklärungen zu bekannten Krimis sowie berühmten Autoren von Krimis und deren wichtigsten Daten. Jene sind nicht auf den deutschsprachigen Raum begrenzt. Demnach findest Du hier beispielsweise auch Informationen zu Agatha Christie oder Sir Arthur Conan Doyle. Die Anwendung des Krimi-Lexikons ist denkbar einfach. Du kannst entweder die alphabetische Navigation zum Stöbern nutzen. Oder Du gibst einen Begriff in die Suche ein. Hinweis: Personen sind unter dem Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens in dem Lexikon gelistet – zum Beispiel 'Ernst Gennat' unter 'G'. Eigennamen sind hingegen unter deren Startbuchstaben eingetragen – zum Beispiel die TV-Serie 'Der Kommissar' unter 'D'.
Das Lexikon wächst stetig weiter! Es lohnt sich also, immer wieder vorbeizuschauen. Wende Dich gerne per E-Mail an das Team von Kommissar Brettchen, wenn Du Dir einen bestimmten und passenden Eintrag im Krimi-Lexikon wünschst.
Es gibt 27 Einträge in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben S beginnen.
S
SA
Abkürzung für Sturmabteilung; sie stellte zunächst eine kampfbereite Parteitruppe und später einen paramilitärischen Wehrverband der Nationalsozialisten dar, der mit aggressiven Kampftrupps gegen die Weimarer Republik, politisch anders Denkende, Zivilisten und Juden vorging - sie wurde 1920 als sogenannte "Turn- und Sportabteilung" in München gegründet und im Oktober 1921 in Sturmabteilung umbenannt; zu ihren Gründern gehören Emil Maurice, Adolf Hitler und Ernst Röhm; der Kampfverband wurde zunächst von Kapitän Hermann Ehrhardt und Hans Ulrich Klintzsch geleitet – die Mitgliederzahlen wuchsen schnell und es entwickelten sich Hundertschaften, die bei politischen Auftritten von Adolf Hitler oder anderen NSDAP-Politikern gewaltsam für "Ordnung" sorgten; dabei kamen Schlagringe und Gummiknüppel zum Einsatz – 1923 übernahm Hermann Göring den Oberbefehl über die SA und organisierte sie um; er trennte sie organisatorisch von der Partei und machte einen Wehrverband mit eigenem Oberkommando daraus – die SA beteiligte sich am erfolglosen Hitler-Putsch 1923 und wurde daraufhin verboten; SA-Chef Göring wurde verletzt und floh nach Österreich, um der Verhaftung zu entgehen; 1924 übertrug Adolf Hitler aus der Haft heraus die Leitung der SA an Ernst Röhm; dieser gründete parallel zur verbotenen SA die Wehrbewegung "Frontbann" – nach seiner Haftentlassung änderte Adolf Hitler seine Strategie und degradierte die SA zur Hilfstruppe der neu ausgerichteten NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei); daraufhin trat Ernst Röhm am 17.04.1925 zurück und ging nach Bolivien; Franz Pfeffer von Salomon wurde am 01.11.1926 neuer SA-Führer, er unterstellte die Hitlerjugend (bis 1932) und die SS (bis 1934) der SA und führte das Braunhemd als Uniformierung ein; bis 1927 entstanden 17 Gaustürme im gesamten Reich, die allesamt mehrere SA-Standarten unterhielten; weitere folgten – als Franz Pfeffer im August 1930 wegen Unstimmigkeiten zurücktrat, übernahm Adolf Hitler selbst die SA-Führung; am 05.01.1931 übertrug er die Stabsleitung an den zurückgekehrten Ernst Röhm, behielt sich aber die SA-Führung selbst vor; 1934 war die SA auf vier Millionen Mitglieder angewachsen und zahlenmäßig größer als die NSDAP - nach dem Röhm-Putsch (siehe Eintrag) und Röhms Ermordung am 01.07.1934 löste sich die SA zusehends auf und wurde durch die SS und andere Verbünde verdrängt; bestehende Stäbe wurden entfernt und hohe SA-Funktionäre entlassen; der neue SA-Stabsführer Viktor Lutze konnte die alten Glanzzeiten nicht wieder herstellen; während des Zweiten Weltkriegs versahen verbliebene SA-Mitglieder Aufräum-, Bergungs- Bau- und Wachaufgaben; die SA wurde am 10.10.1945 durch den Alliierten Kontrollrat verboten
Santa Fu
Umgangssprachliche Bezeichnung für die Justizvollzugsanstalt in Hamburg-Fuhlsbüttel; der Begriff 'Santa Fu' formierte sich zum einen aus den Buchstaben St. ( verwaltungstechnische Abkürzung für Strafanstalt) und der beginnenden Silbe 'Fu' des Hamburger Stadtteils Fuhlsbüttel; zum anderen gelangen in den 1970-er Jahren viele Fluchten aus diesem Gefängnis, woraus sich medial das geflügelte Wort: "Santa Fu und raus bist Du!" ergab – die Haftanstalt wird heute vorrangig für Sträflinge mit längeren Haftstrafen oder mit Sicherungsverwahrung eingesetzt; sie hat 386 Haftplätze - im Nationalsozialismus (1933-1945) wurde das Gefängnis auch als Konzentrationslager benutzt; dessen Kurzbezeichnung lautete "Kolafu"
Schäfer, Anna Maria
Räuberbraut und Mitglied der Schinderhannes-Bande, Spitznamen: Buzliese-Ami, Amie *um 1786 in Waldbrück im Hunsrück, genaue Geburtsdaten und Sterbedaten unbekannt; lebte mit ihrer Mutter Elisabeth (Elise) in Schneppenbach (Landkreis Bad Kreuznach); die Mutter war als Knopfmacherin, Dirne und Hehlerin für die Schinderhannes-Bande tätig – Anna Maria war einige Zeit die Geliebte des Schinderhannes; der verkuppelte sie 1800 mit Carl Benzel; sie blieb mit ihm bis zu seiner Verhaftung am 12.04.1800 zusammen, nach dieser Beziehung war sie mit Peter Zughetto liiert – sie galt als selbstbewusst, offenherzig und wurde von vielen aus dem Räuber-Milieu angebetet; Johann Nikolaus Becker, der Kirner Friedensrichter und Sicherheitsbeamte von Simmern, beschrieb sie wie folgt: "Dieses Mädchen, das nachher unter dem Namen Buzliese-Ami bekannter geworden ist, versammelte bald eine Menge kräftiger Räuber als Anbeter um sich. Sie war sehr gebildet, fleischig anzufühlen und nicht spröde gegen denjenigen, der ihr gefiel" - der Ganove Niklas Rauschenberger (Placken-Klos) wurde 1797 zudringlich gegenüber Amie, die ihn verschmähte; als Strafe stahl er ihre Kleider; auf Drängen von Elise folgte daraufhin eine Vergeltungsaktion des Schinderhannes, bei der Packen-Klos ums Leben kam
Schill, Ronald
Spitzname: Richter Gnadenlos, da er für harte Urteile bekannt war, voller Name: Ronald Barnabas Schill, *23.11.1958 in Hamburg – Schill ist Jurist und ehemaliger deutscher Politiker gewesen; er war von 1993 bis 2001 im Amtsgericht Hamburg und danach im Senat tätig (Zweiter Bürgermeister und Innensenator); er reformierte die Hamburger Polizei bezüglich der Ausstattung und der Personaldecke; im Jahr 2000 gründete er die umstrittene 'Partei Rechtsstaatlicher Offensive', die auch als Schill-Partei Bekanntheit erlangte und mit anderen Parteien im Hamburger Senat koalierte; dies endete Ende 2003; ebenfalls 2003 gründete er eine neue Partei, die sich Ronald-Schill-Fraktion nannte; deren Auflösung erfolgte 2007; nach mehreren politischen und gerichtlichen Querelen setzte sich Schill 2004 zunächst in die Karibik und dann nach Brasilien ab
Schinderhannes
Berüchtigter Räuber, Erpresser, Dieb, Mörder und Räuberhauptmann, der vorwiegend im Hunsrück sein Unwesen trieb; bekannt als Schinderhannes (oder Schinnerhannes), Schinder kommt von dem Beruf des Abdeckers (früher auch Wasenmeister), in dem er zeitweise tätig war; weitere Spitznamen: Robin Hood aus dem Hunsrück, König des Soonwalds, Rebell vom Rhein, Jean Buckler, Hannes, Krämerjakob – geläufiger Name: Johann Bückler (eigentlich Bickler); Beinamen: Jakob Ofenloch von Altenbamberg, Johannes aus dem Wald, Jakob Schweikard; ab April 1800 war Juliana (Julchen, Julie) Bläsius (Blasius) seine Gefährtin - über die Geburtsdaten gibt es differierende Angaben; als sehr wahrscheinlich kann angenommen werden: *24.10.1777 mit Taufname Friedrich Philipp Bickler in Miehlen (Heimatort seiner Mutter) im Rhein-Lahn-Kreis, er war der erste Sohn des Ehepaares Johannes und Anna Maria Bickler; das genannte Geburtsjahr passt zu der Schilderung des Räubers über seine Kindheit vor dem Sondergericht Mainz: "Als ich das neunte Jahr erreicht hatte, desertierte mein Vater; meine Mutter und ich folgten ihm auf die preußischen Grenzen, wo wir ihn wiederfanden", sein Vater war am 21.08.1787 aus dem österreichisch-kaiserlichen Regiment Hildburghausen desertiert - dass der Name des jüngeren Bruders (Johann Wilhelm) des Schinderhannes sowie sein Vater den Vornamen Johannes trugen, hat bei Historikern lange für Verwirrung gesorgt; dennoch gilt mittlerweile als gesichert, dass es sich bei dem älteren der Söhne, also Friedrich Philipp, um den Räuberhauptmann handelte - gesichert sind die Sterbedaten des Schinderhannes: †21.11.1803 in Mainz (hingerichtet mit der Guillotine), seiner öffentlichen Hinrichtung sollen rund 30.000 Menschen beigewohnt haben; zuvor wurde er durch die Brüder Johann Georg und Adam Zerfas verraten, in Frankfurt verhört und anschließend am 16.06.1802 an die Franzosen ausgeliefert, die seit 1794 in der Region als Besatzer herrschten; Inhaftierung im Holzturm in Mainz; Prozessbeginn für Schinderhannes und seine Bande am 24.10.1803, dieses Sondergericht fand im Kurfürstlichen Schloss in Mainz (damals Mayence) statt, nach der Verkündung der Urteile wurden die Vollstreckungen am 21.11.1803 durchgeführt - die Franzosen hatten großes Interesse daran, den Schinderhannes und seine Bande zu fassen; während seiner Räuberkarriere war er einige Male festgenommen und eingesperrt worden (unter anderem im Gefängnisturm Simmern, Gefängnis Saarbrücken), es war ihm immer wieder gelungen auszubrechen – der schlanke und modern gekleidete Schinderhannes galt als redegewandt, konnte lesen und schreiben, sein Charisma wirkte insbesondere auf Frauen sehr beeindruckend - das Geburtshaus des Schinderhannes in Miehlen wird heute als Bücherei genutzt – im Jahr 1928 gab es den ersten Schinderhannes-Film (Stummfilm) mit Schauspieler Hans Stüwe in der Rolle des RäuberhauptmannsZeitgenössisches gemaltes Porträt des Schinderhannes 1803; gemalt von Karl Matthias Ernst
Schinderhannes-Prozess 1803 - Sondergericht in Mainz (Mayence)
Der Prozess des Sondergerichts in Mainz (damals Mayence) gegen den Schinderhannes (Johannes Bückler) sowie gegen festgesetzte Bandenmitglieder und Helfershelfer begann am 24.10.1803 und wurde im Kurfürstlichen Schloss in Mainz abgehalten; den richterlichen Vorsitz führte Georg Friedrich Rebmann; vor Gericht standen 61 Personen; die Anklage rief insgesamt 132 Zeugen auf, die Verteidigung brachte 202 Zeugen herbei; das Endurteil wurde am 20.11.1803 verkündet; es gab 20 Todesstrafen, die am 21.11.1803 mit der Guillotine vollzogen wurden – die zum Tode Verurteilten waren: Johannes Bückler (Schinderhannes), Christian Reinhard (Der Schwarze Jonas), Friedrich Schmidt (Der Sachs), Jakob Porn (Müller-Jakob), Philipp Klein (Husaren-Philipp), Johannes Welsch, Georg Friedrich Schulz (Der Schlechte Freier), Johann Adam Lahr, Franz Brixius, Peter Hassinger, Franz Mundo, Philipp Weber, Johannes Korbmann, Georg Wilhelm Weisheimer, Johann Nikolaus Müller (Sohn vom Butla), Heinrich Blum, Johannes Müller (Butla, Müllerhannes), Franz Bayer (Der Scheele Franz), Joseph Klein, Christian Dennig – Ketten-Strafe für 24 Jahre bekamen: Lothar Baumann, Peter Weber, Heinrich Walter, Michael Isaak, Schei Mayer, Jacob Orth, Gustav Müller - Ketten-Strafe für 22 Jahre bekamen: Johann Bückler (Vater des Schinderhannes), Jakob Benedum, Johann Nikolaus Wagner - Ketten-Strafe für 14 Jahre erhielt: Peter Petry (der junge Schwarzpeter, Sohn des Alten Schwarzen Peters Peter Petry) - Ketten-Strafe für 10 Jahre bekamen: Leonhard Körper, Karl Michel, Jakob Stein - Ketten-Strafe für 8 Jahre erhielt: Theodor Seibel – Gefängnis-Strafe für 2 Jahre bekamen: Juliana Blasius, Anna Margaretha Landfried, Joseph Boßmann - Gefängnis-Strafe für 5 Monate bekam: Karl Gabel – mit Verbannung belegt wurden: Margaretha Eberhard, Anna Maria Grein – Freispruch erhielten: Nikolaus Nau, Löser Isaak, Konrad Grothe, Peter Haas, Adam Landfried, Johann Georg Scheerer, Friedrich Kunz (Borwes-Fritz), Katharina Schreiner, Heinrich Philippi, Andreas Lüttger, Johann Kaspar, Friedrich Eisenhuth, Franz Stein, Peter Schneider, Peter Grünewald, Jakob Müller, Balthasar Lukas (wurde wegen anderer Vergehen an das Tribunal in Koblenz überführt), Georg Wilhelm Neumann, Thomas Winkel, Ludwig Rech – diese im Kompetenzurteil vom 07.03.1803 Angeklagten verstarben in Haft vor dem Beginn des Prozesses: Johann Müller (zweiter Sohn vom Butla), Theodor Müller, Heinrich Rupp – Nikolaus Eckard und Johannes Porn wurden aufgrund einer Erkrankung zunächst vom Hauptverfahren getrennt – Leonhard Körper fehlte beim Prozessauftakt, weil er gemeinsam mit Georg Weber am 16.06.1803 aus dem Gefängnis ausgebrochen war; beide wurden im Oktober 1803 wieder gefasst – das Schafott für die Hinrichtung am 21.11.1803 war auf dem Gelände der Favorite in Mainz aufgebaut gewesen; rund 30.000 Schaulustige waren anwesend; die 20 Vollstreckungen waren in weniger als einer halben Stunde vollbracht worden; nach den Hinrichtungen wurden medizinische Experimente an den Leichen durchgeführt
Schinderhanneshöhle
Spaltenhöhle in einer hohen Felswand im Hunsrück, die dem Räuberhauptmann Schinderhannes als Unterschlupf gedient haben soll; sie befindet sich im Kreis Bad Sobernheim, einen Kilometer westlich vom ehemaligen Fliegerhorst Pferdsfeld im Hoxbachtal (umgangssprachlich Gaulsbachtal); mit nur 13 Metern Länge handelt es sich um eine kleine Höhle; heute ist sie nicht mehr zugänglich – der Schinderhannes versteckte sich öfter in dem nahegelegenen Gasthof Hoxmühle (1,5 Kilometer entfernt), da er ein Verhältnis mit der dortigen Wirtin hatte; wenn es brenzlig wurde und ihm die französischen Gendarmen auf den Fersen waren, soll er sich in die Höhle begeben haben; angeblich soll es einen geheimen Ausgang gegeben haben, welchen er bei Gefahr nutzte; dies konnte nie bestätigt werden – die Höhle soll auch im Ersten Weltkrieg (1914-1918) von einem Deserteur als Versteck benutzt worden sein
Schinderhannesturm
Ehemaliges Pulvermagazin der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Simmern im Hunsrück; der Pulverturm wurde bis zum beginnenden 19. Jahrhundert auch als Gefängnis genutzt; seinen Namen bekam er, weil der Räuberhauptmann Schinderhannes vom 26.02.1799 bis 19.08.1799 dort inhaftiert war; der Turm galt als ausbruchsicher; doch dem Schinderhannes gelang die Flucht – heute wird der Schinderhannesturm für Veranstaltungen genutzt; Besichtigungen sind während der Öffnungszeiten möglich
Schirach, Baldur von
Politiker im Nationalsozialismus und im Dritten Reich, *09.05.1907 in Berlin, †08.08.1974 in Kröv (Landkreis Bernkastel-Wittlich, Rheinland-Pfalz), voller Name: Baldur Benedikt von Schirach, kurzzeitiger Deckname 1945: Kriminalschriftsteller Dr. Richard Falk – von Schirach lernte Adolf Hitler 1925 kennen und trat kurze Zeit später in die NSDAP (Mitgliedsnummer 17.251) ein; ab 1931 war er Reichsjugendführer der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, siehe Eintrag) und hatte den Rang eines Gruppenführers der SA (Sturmabteilung, siehe Eintrag); am 31.03.1932 heiratete er Henriette Hoffmann, die Tochter von Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann; von 1936 bis 1945 bewohnte die Familie von Schirach das Schloss Aspenstein in Kochel am See und zudem ab 1940 die Wiener Hofburg - nach der Machtergreifung des Nazi-Regimes wurde er am 17.06.1933 von Hitler zum Jugendführer des Deutschen Reiches ernannt; nachdem er 1936 zum Staatssekretär wurde, führte er die Verpflichtung zur Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (kurz HJ) ein – zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm er als Freiwilliger in der Wehrmacht am Westfeldzug teil; am 07.08.1940 wurde von Schirach Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien; dort war er für die Deportation der Wiener Juden verantwortlich - in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges floh er vor der Roten Armee Richtung Westen; nach der Kapitulation versuchte er sich unter seinem Decknamen in Tirol zu verstecken, stellte sich dann aber am 04.06.1945 den Amerikanern; im Zuge der Nürnberger Prozesse wurde von Schirach am 01.10.1946 zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er für 185.000 österreichische Juden verantwortlich war, die in Konzentrationslager deportiert worden waren – von Schirach saß im Kriegsverbrechergefängnis Berlin Spandau ein; er wurde gemeinsam mit Albert Speer am 01.10.1966 halb erblindet aus der Haft entlassen; seine Frau hatte während seiner Haftzeit die Scheidung eingereicht, die 1950 vollzogen worden war
Schmidtburg
Ruine einer Höhenburg im Hunsrück, die unter anderem dem Räuberhauptmann Schinderhannes als Unterschlupf gedient haben soll; die "Smideburch" liegt oberhalb des Hahnenbachtals in der Nähe von Bundenbach (Landkreis Birkenfeld) in der Gemarkung von Schneppenbach (Landkreis Bad Kreuznach); sie ist die älteste Burg des Hunsrücks - es wird vermutet, dass die Burg bereits im Jahr 926 zum Schutz gegen die ungarische Landnahme errichtet wurde; als Erbauer gelten drei fränkische Edelherren (Franco, Hunpert, Norpolt); erste urkundliche Erwähnung war 1084, ausgelöst durch den neuen Besitzer (Graf Emicho der Kreuzfahrer); sie blieb zunächst in Familienbesitz und war der Stammsitz der Wildgrafen; durch familiäre Zwistigkeiten und Besitzteilungen fiel sie im 14. Jahrhundert unter das Lehnwesen des Erzbischofs und Kurfürsten Balduin von Trier; nachdem die familiäre Linie der Schmidtburger ausgestorben war, zog dieser die Burg als Lehe ein – bis zum 16. Jahrhundert war die Burg in Teilen noch bewohnt; danach zerfiel sie und wurde durch die Franzosen 1688 vollständig zerstört – die wildromantisch gelegene Burgruine kann heute noch besichtigt werdenFoto von der Ruine der Schmidtburg
Schmiermichel
Begriff aus der Gaunersprache für einen Kommissar; siehe auch Erläuterungen im Sprichwörter-Lexikon unter 'Schmiere stehen'
Schmiertopf
Begriff aus der Gaunersprache für Polizeigewahrsam; siehe auch Erläuterungen im Sprichwörter-Lexikon unter 'Schmiere stehen'
Schmiss
Bezeichnung für die Folgen einer Mensur in Studentenverbindungen (sogenannte "Schlagende Verbindungen"); bei der Mensur der Burschenschaften wurden in etwa 30 Durchgängen jeweils fünf Fechthiebe von den Paukanten durchgeführt; Treffer sorgten oftmals für Schnittverletzungen im Gesicht, die bleibend sichtbare Narben (Schmisse) hinterließen; bekannte Personen mit einem Schmiss im Gesicht sind unter anderem: Ernst Röhm (SA-Führer im Dritten Reich), Henning Schulte-Nölle (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Allianz) und Roland Koch (CDU-Politiker) – in Deutschland sind Schlagende Verbindungen zwar noch erlaubt; doch es ist vorgeschrieben, dass eine Mensur nicht mehr als Duell, und ohne die Absicht den anderen zu verletzen, ausgeübt wird – in manchen Regionen Deutschlands wird "Schmiss" als umgangssprachliches Wort für "Prügel" verwendet
Schränker
Begriff aus der Gaunersprache, wahrscheinlich abgeleitet von Geldschrank; bezeichnet Personen, die einen Einbruch ausüben – Aufgaben bei Einbrüchen von Banden wurden dreigeteilt: jemand, der die Lage auskundschaftet (ausbaldowern); jemand als Aufpasser (Schmiere stehen); und der oder die Schränker
Schroeder (Schröder), Christa (Christine)
Eine der ständigen Sekretärinnen und Begleitpersonen von Adolf Hitler, eigentlicher Name: Emilie Philippine Schroeder, *19.03.1908 in Hannoversch Münden ( Niedersachsen), †28.06.1984 in München - nach ihrer Übersiedlung nach München begann sie als Sekretärin der Reichsleitung der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) im März 1929; nach Hitlers Machtergreifung siedelte sie mit den Stäben im März 1933 nach Berlin über; kurz darauf wurde sie wegen ihrer Tüchtigkeit als Sekretärin in die "Persönliche Adjutantur des Führers" berufen - nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie am 28.05.1945 durch die Amerikaner verhaftet und bis zum 12.05.1948 interniert
Schulz, Georg Friedrich
Räuber und Mitglied der Schinderhannes-Bande; Spitzname: Schlechter Freier, *1781 in Rohrbach bei Heidelberg, †21.11.1803 in Mainz (hingerichtet mit der Guillotine) – nach Schinderhannes und Johann Leiendecker war er einer der bedeutendsten Mitglieder der Bande, der Schlechte Freier war vor seiner Räuberlaufbahn Soldat und dann als Krämer und Korbmacher tätig – er war mit Anna Maria Grein (genannt Schulz Weib) aus Miltenberg liiert, sie wurde verbanntZeitgenössisches gemaltes Porträt von Georg Friedrich Schulz 1803; gemalt von Karl Matthias Ernst
Schwedische Gardinen
Begriff aus der Gaunersprache und umgangssprachliche Bezeichnung für Gefängnis (Beispiel: hinter schwedischen Gardinen sitzen); hat seinen Ursprung in Schweden, auch wenn es dort keine Verwendung der Bezeichnung gibt – Schweden hatte schon im 17. Jahrhundert sehr stabile Gefängnisse mit massiven Mauern und Fenstergittern; die Gitter wurde oft mit Vorhängen zugehängt, um Einblicke in die Zellen zu verhindern – hinzukam, dass Schweden damals schon sehr hochwertigen Stahl produzierte, der für Gefängnisgitter verwendet wurde; dies kam der Ausbruchssicherheit zugute – in Schweden ist der Ausdruck "bakom galler" (übersetzt: hinter Gittern) in Gebrauch
SD
Abkürzung für den Sicherheitsdienst der Nationalsozialisten; eine Art Nachrichtendienst und Spionageabteilung innerhalb der SS (Schutzstaffel); Gründung 1931 durch Heinrich Himmler, der Reinhard Heydrich mit leitenden Aufgaben betraute, um den SD auszubauen; bei offiziellen Einsätzen war eine feldgraue Uniform vorgeschrieben
Sing Sing
Bezeichnung für das staatliche Hochsicherheitsgefängnis 'Sing Sing Correctional Facility' in Ossining (Bundesstaat New York, USA); wird im New Yorker Sprachgebrauch auch als "Up The River" tituliert, wegen seiner Lage flussaufwärts am Hudson River; der Name 'Sing Sing' leitet sich von dem indianischen Wort 'Sintsink' (auch Sint Sinks) ab - das Gefängnis kann bis zu 2.300 Häftlinge aufnehmen; es gehört mit der Gefängnisinsel Alcatraz (1963 als Haftanstalt geschlossen, siehe Eintrag) zu den bekanntesten Strafvollzugsanstalten der USA
Spanischer Stiefel
Schraubstiefel und Folterinstrument, welches vom 16. bis zum 18. Jahrhundert dazu diente, Geständnisse zu erpressen; Preußen war der erste europäische Staat, der das Folterwerkzeug abschaffte
Speer, Albert
Architekt, Leibarchitekt von Adolf Hitler, Mitglied der NSDAP (ab 1932) und ab 1942 Reichsminister für Bewaffnung und Munition (Rüstungsminister), *19. 03.1905 in Mannheim, †01.09.1981 in London, voller Name: Berthold Konrad Hermann Albert Speer – Speer trat 1931 der NSDAP bei und wurde Mitglied der SA (Sturmabteilung); ab 1933 war er enger Vertrauter von Adolf Hitler, der ihn über Nacht zum Professor ernannte; er entwarf Kulissen für Großkundgebungen der NSDAP und unter anderem den Monumentalbau der Reichskanzlei – er wurde im Zuge der Nürnberger Prozesse am 01.10.1946 zu 20 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt; Gnadengesuche scheiterten, wegen des Vetos der Sowjetunion; Speer war ein Blender und gab sich als guter Nazi aus; wäre damals schon alles bekannt gewesen, was später zutage kam, wäre auch er zum Tode verurteilt worden; er saß seine Haftstrafe im Kriegsverbrechergefängnis Berlin Spandau ab und wurde gemeinsam mit Baldur von Schirach am 01.10.1966 aus der Haft entlassen - seine Veröffentlichungen während seiner Haft und danach sind nicht vertrauenswürdig und wirken stark geschönt; er verdiente gut daran (zum Beispiel 600.000 Mark von der Tageszeitung 'Die Welt'); er hatte sich während der Nazizeit auch am Kunstraub beteiligt und veräußerte Werke nach seiner Haftzeit – er erlitt nach einem BBC-Interview während eines Treffens mit seiner Geliebten in einem Londoner Hotelzimmer einen Herzinfarkt und verstarb im Krankenhaus; er wurde nach Deutschland überführt und in Heidelberg beigesetztBild von Albert Speer (li.) mit Adolf Hitler (re.) aus der Dokumentation 'Komplizen des Bösen - Scheinwelt auf dem Berghof'
Spurensicherung
Teil der Forensik, Kriminaltechnik und des Erkennungsdienstes der Polizei, bezeichnet das Sichern und Dokumentieren von Spuren an Tatorten und Fundorten von Verbrechen im Rahmen kriminalpolizeilicher Ermittlungen, Ziel: Sachbeweise zur Tat und Täterschaft sicherstellen
SS
Abkürzung für Schutzstaffel; sie wurde als persönliche Leibgarde für Adolf Hitler und andere Nazigrößen am 04.04.1925 gegründet; alsbald diente sie als allgemein gefürchtetes Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument, welches einen immer größeren Macht- und Wirkungskreis innehatte; sie fungierte auch als Hilfspolizei in Konzentrationslagern und Judenjäger an der Front beim Angriffskrieg gegen die Sowjetunion 1941 (Waffen-SS); Heinrich Himmler baute die SS mit dem Vorsatz aus, eine Elitetruppe zu schaffen; nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde sie zum effizienten Sicherheitsapparat der Diktatur – weitere Bezeichnungen für die SS in der Umgangssprache waren: Allgemeine SS, Politische SS, Schwarze SS, Heimat SS und Schwarzer Orden; die sogenannte 'Waffen-SS' war eine Untergruppe der SS und speiste sich aus Mitgliedern der SS-Totenkopf-Verbände und der SS-Verfügungstruppen, die Waffen-SS war ab 1940 aktiv und wurde speziell für militärische Aufgaben eingesetzt - charakteristisch an den schwarzen Uniformen der SS waren der runenartige Schriftzug, der Ehrenwinkel und der Totenkopf; die Uniformen der SS wurden von Hugo Boss hergestellt, wofür auch Zwangsarbeiter im Einsatz waren - die SS wurde am 10.10.1945 durch den Alliierten Kontrollrat verboten und bei den Nürnberger Prozessen zu einer verbrecherischen Organisation erklärt - wegen des historischen Erbes ist die Verwendung der beiden Buchstaben im öffentlichen Raum in Deutschland weitestgehend verboten; so dürfen beispielsweise Autokennzeichen diese Buchstabenfolge nicht tragen; genauso verhält es sich mit anderen Abkürzungen aus der Zeit des Nationalsozialismus – Anfang April 2024 stoppte die Fa. Adidas den Verkauf und die Auslieferung des Heim-EM-Trikots der Fußball-Nationalmannschaft mit der Nummer 4, weil die gewählte Schriftart unbeabsichtigte Ähnlichkeit mit den SS-Runen aufwies; auch nach dem Wechsel des Schriftdesigns für das Trikot mit der Nummer 4 ist eine Personalisierung für eine Trikotnummer 44 beim Online-Trikotkauf nicht mehr möglich; dies hat der DFB (Deutscher Fußballbund) so entschieden
Stalherm (verheiratete Mumme), Anka
Erste große Liebe des späteren Reichspropagandaministers Joseph Goebbels; vermutlich 1897 in Recklinghausen geboren, genau Geburts- und Sterbedaten unbekannt – die Jurastudentin aus wohlhabendem Haus und Goebbels (Student der Germanistik und Geschichte) lernten sich 1918 in Freiburg kennen; sie wohnten später gemeinsam in Würzburg und München; Ankas Eltern lehnten den "mittellosen Krüppel" ab; 1920 ging die Beziehung auseinander, woraufhin sich Goebbels mit depressiven Selbstmordgedanken trug – Anka heiratete schließlich standesgemäß den Rechtsanwalt Dr. rer. pol. Georg Mumme und bekam einen Sohn (Christian); die Ehe wurde nicht glücklich; ab 1928 flammte der Kontakt zu Goebbels erneut auf, obwohl Anka noch verheiratet war; nach Goebbels Heirat mit Magda hörte dieser auf; nach ihrer Scheidung 1933 wandte sich Anka mit Geldsorgen an Goebbels, der ihr eine Stelle bei einer Frauenzeitschrift verschaffte; später soll sie einen Zahnarzt namens Arnold Oswald geheiratet haben
Standrecht
Auch Standgericht; bezeichnet das militärisch wahrgenommene Recht, Strafverfahren nach vereinfachten Methoden durchzuführen und Todesurteile direkt zu vollstrecken; es ist eine Art Ausnahmerecht, welches bei Aufständen und Unruhen zur Anwendung kam; in Kriegssituationen ging das Standrecht mit dem Kriegsgericht auf den obersten Befehlshaber über - in Deutschland sind Standrechte und Standgerichte seit 1949 grundgesetzlich verboten und werden als verfassungswidrig eingestuft
Stein, Raubritter Heinz von
Sagenhafter, grausamer und tyrannischer Ritter, Räuber, Mörder und Erpresser, der im 13. Jahrhundert auf Schloss Stein an der Traun (Landkreis Traunstein, Chiemgau, Oberbayern) in der uneinnehmbaren Höhlenburg gehaust haben soll, Spitzname: Der Wilde - die Burganlage besteht aus drei Teilen (Hochschloss, Höhlenburg, Unterschloss) und ist nach und nach entstanden; erste urkundliche Erwähnung war um 1100 unter den Edelfräulein von Stein – Sage um den Raubritter wird erstmals in dem vaterländischen Theaterstück "Hainz von Stain, der Wilde" von 1783 erwähnt, das Stück verfasste Aufklärer und Publizist Lorenz Hübner (1751-1807) – nach häufigen Besitzerwechseln befindet sich die Burganlage seit 1934 in Besitz der Familie Wiskott (Schlossbrauerei Stein); im Unterschloss ist seit 1948 ein Internat (Schule Schloss Stein) untergebracht – es werden Führungen durch die Felsenburg mit Gefängnis, Folterkammer, Wohnräumen und Rittersaal angeboten
Stork, Sophie (Sofie)
Künstlerin, Freundin von Eva Braun und Teil von Hitlers Hofstaat, ebenso langjährige Geliebte von dem seit 1934 geschiedenen Wilhelm Brückner ( Chefadjutant Hitlers), sie galt als dessen Verlobte; *1903 in München, †1981 ebenda, genaue Geburts- und Sterbedaten unbekannt; die Trennung von Brückner erfolgte 1937, nachdem dieser eine Jüngere heiratete, was Hitler sehr missfiel - seit 31.12.1931 war sie Mitglied der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, Mitgliedsnummer 787.084); Sophie Stork erhielt bis mindestens 1941 mehrfach hohe finanzielle Zuwendungen und Sondergenehmigungen von Hitler, wie Aufzeichnungen von Albert Bormann (Reichsamtsleiter der NSDAP) belegen – ihr Vater betrieb seit 1856 ein Angelgeschäft in München (Residenzstraße 15), welches sie nach seinem Tod übernahm; für jenes benötigte sie Geldmittel und Warenlieferungen aus dem Ausland