Krimi-Lexikon: Nachschlagewerk rund um Krimis und Verbrechen

Rund um Krimis und Verbrechen tauchen oftmals Begriffe auf, die einer Erklärung bedürfen. Manches Mal möchten Krimifans auch tiefer in die Materie eintauchen und mehr über berühmte Persönlichkeiten der Kriminalgeschichte oder Krimi-Autoren erfahren. Genau das bietet Dir dieses Krimi-Lexikon.

Das erwartet Dich in diesem Lexikon zu Krimis und Verbrechen

In diesem Lexikon geht es weniger um die Auflistung von Werken der Kriminalliteratur, Filmen oder Kriminalromanen. Vielmehr ist das Krimi-Lexikon bestückt mit Informationen zu Begrifflichkeiten, die in der Welt der Krimis und auch der echten Verbrechen vorkommen. Außerdem werden Meilensteine der Kriminalgeschichte erklärt. Oder weißt Du aus dem Stegreif, wer die erste dauernde Mordkommission eingeführt hat oder was Deduktion eigentlich bedeutet? Nicht zu vergessen sind berüchtigte Verbrecher, Verbrecherbanden, Raubritter und Ganovenverstecke, zu denen Du hier kompakte und sorgfältig zusammengetragene Informationen findest.
Weiterhin enthält das Lexikon natürlich auch Erklärungen zu bekannten Krimis sowie berühmten Autoren von Krimis und deren wichtigsten Daten. Jene sind nicht auf den deutschsprachigen Raum begrenzt. Demnach findest Du hier beispielsweise auch Informationen zu Agatha Christie oder Sir Arthur Conan Doyle.
Die Anwendung des Krimi-Lexikons ist denkbar einfach. Du kannst entweder die alphabetische Navigation zum Stöbern nutzen. Oder Du gibst einen Begriff in die Suche ein.
Hinweis: Personen sind unter dem Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens in dem Lexikon gelistet – zum Beispiel 'Ernst Gennat' unter 'G'. Eigennamen sind hingegen unter deren Startbuchstaben eingetragen – zum Beispiel die TV-Serie 'Der Kommissar' unter 'D'.

Das Lexikon wächst stetig weiter! Es lohnt sich also, immer wieder vorbeizuschauen. Wende Dich gerne per E-Mail an das Team von Kommissar Brettchen, wenn Du Dir einen bestimmten und passenden Eintrag im Krimi-Lexikon wünschst.

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Es gibt 13 Einträge in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben G beginnen.
G

Gailingen, Raubritter Eppelein von
Fränkischer Ritter, Wegelagerer und Räuber aus dem Adelsgeschlecht der Aischgrunds; Eppelein leitet sich von Eckelein (Verniedlichung von Eckhart) ab, wurde umgedeutet in Eppelein (Apollonius), weitere Namensnennungen sind Eppela, Aeplein, Ekkelein, Apollo; *um 1310 auf Burg Röllinghausen bei Illesheim (Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Mittelfranken, Bayern), genaues Geburtsdatum unbekannt; †15.05.1381 in Neustadt (Oberpfalz, Bayern), nach seiner Verhaftung wurde er durch das Rädern hingerichtet; umgangssprachlicher Spitzname in Reimen "Eppela Gaila von Dramaus" (bezog sich auf seine Burg Dramaus, die er ebenfalls besaß) - trieb von Rothenburg bis Nürnberg sein Unwesen (Raubzüge, Verschleppungen); erhielt 1369 die Acht durch das Landgericht der Burggrafen von Nürnberg; war ein viel bewunderter Reiter, wurde durch seinen Sprung zu Pferd über den Nürnberger Burggraben zur Legende; bis heute wird ein Hufabdruck in der Mauer der Burggrafenburg gezeigt, der angeblich von seinem Ross stammen soll – Burg Röllinghausen wurde 1381 durch die Reichsstadt Windsheim zerstört

Gefängnis
Lateinisch: carcer, mittelhochdeutsch: gevancnisse (Gefangenschaft); bezeichnet eine bauliche, staatliche Institution zum Unterbringen und Wegsperren von Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen; der Begriff wird umgangssprachlich ebenso für die Gefängnisstrafe selbst verwendet (Beispiel: "XYZ bekommt fünf Jahre Gefängnis"); offiziell werden Gefängnisse heute als Justizvollzugsanstalt (kurz JVA) tituliert; alte Bezeichnungen für Gefängnis sind Kerker, Verlies und Zuchthaus – das bekannteste Gefängnis der Welt ist Alcatraz (Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco, Kalifornien, USA, bis 1963 in Betrieb); ältestes Gefängnis Deutschlands ist die JVA Waldheim (nördlich von Chemnitz), die ehemalige Burg wurde 1271 erstmals erwähnt, im Jahr 1716 auf Befehl von August dem Starken in ein Zuchthaus, Waisenhaus und Armenhaus umgewandelt, in Waldheim saß beispielsweise auch Karl May von 1870 bis 1874 ein

Gennat, Ernst
Kriminalbeamter in Berlin, *01.01.1880 in Plötzensee, (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf), †21.08.1939 in Berlin, voller Name: Ernst August Ferdinand Gennat, Spitznamen: Buddha, Der volle Ernst, Der Dicke vom Alexanderplatz – revolutionierte die Polizeiarbeit, gilt als Begründer der weltweit ersten dauernden Mordkommission, die am 01.01.1926 in Berlin ihre Arbeit aufnahm, führte unter anderem die Verbrecherkartei, die Spurensicherung und das Mordauto ein – Gennats Bruder war Staatsanwalt und sein Vater Gefängnisdirektor von PlötzenseeBild von Ernst Gennat aus der Dokumentation 'Sündenbabel Berlin'

Gestapo
Abkürzung für Geheime Staatspolizei; sie war eine politisch gelenkte Institution im Nationalsozialismus und im Verlauf ihres Bestehens (1933-1945) im gesamten Dritten Reich allgegenwärtig; sie spitzelte, folterte, mordete, verfolgte Juden und Homosexuelle und schaltete politische Gegner aus; Hauptquartier: Prinz-Albrecht-Straße 8 (seit 1951 Niederkirchnerstraße) in Berlin; dort war zuvor eine Kunstgewerbeschule; Gründung: 26.04.1933; im Keller des Hauptbaus wurden schon kurz nach Bezug Folterzellen und Haftzellen eingerichtet – die Gestapo bildete sich aus der Preußischen Geheimpolizei und der vorherigen Länderpolizei der Weimarer Republik; nachdem Hermann Göring (siehe Eintrag) nach der Machtergreifung des Nazi-Regimes am 11.04.1933 zum preußischen Innenminister geworden war, gliederte er die Preußische Geheimpolizei aus dem normalen Polizeidienst aus und formierte das Geheime Staatspolizeiamt (kurz Gestapa); im Reichsgebiet Preußen war es zunächst Göring unterstellt; dies änderte sich 1934, als SS-Chef Heinrich Himmler (siehe Eintrag) faktisch auch die Preußische Geheime Staatspolizei übernahm; er übertrug die Leitung an Reinhard Heydrich (siehe Eintrag); Himmlers Macht im Polizeiapparat stieg weiter, nachdem er am 17.06.1936 durch einen Erlass Hitlers zum Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren ernannt wurde; der Polizeidienst wurde dadurch zentralisiert; der Gestapo wurden auch die Kriminalpolizei und die Sicherheitspolizei untergeordnet; der Großteil der Gestapo-Mitarbeiter war SS-Mitglied; ab 1939 unterstand sie dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) – während des Zweiten Weltkrieges war die Gestapo auch in besetzten Gebieten tätig; der dortige Einsatz schrieb das Tragen der feldgrauen Uniform des SD (kurz für Sicherheitsdienst, siehe Eintrag) vor – die Gestapo wurde am 10.10.1945 durch den Alliierten Kontrollrat verboten und in den Nürnberger Prozessen zu einer verbrecherischen Organisation erklärt – die ehemaligen Gebäude der Gestapo in Berlin (und die der damaligen benachbarten Gebäude für den SD, die SS und das RSHA) wurden im Krieg zerstört und später abgerissen; seit 1987 befindet sich auf dem sogenannten 'Prinz-Albert-Gelände' eine Gedenkstätte (Topographie des Terrors); einzig die Gefängniskellerräume sind in Teilen erhalten geblieben und können heute noch besichtigt werden

Goebbels (geborene Behrend), Magda
Ehefrau des nationalsozialistischen Reichspropagandaleiters und späteren Ministers Joseph Goebbels (siehe Eintrag), *11.11.1901 in Berlin, †01.05.1945 ebenda, sie beging mit ihrem Mann Joseph Suizid im Führerbunker der Reichskanzlei, nachdem sie zuvor ihre sechs gemeinsamen Kinder mit Gift umgebracht hatte; geboren als Johanna Maria Magdalena Behrend, kurz nach der Geburt Ritschel, später adoptierte Friedländer, dann verheiratete Quandt – Magdas Adoptivvater Richard Friedländer war Jude; während ihrer Schulzeit sympathisierte sie mit dem Judentum - um den doppelt so alten, aber äußerst wohlhabenden Industriellen Günther Quandt heiraten zu können, musste sie auf sein Verlangen den jüdischen Namen Friedländer ablegen und den Namen ihres leiblichen Vaters wieder annehmen; sie heirateten im Januar 1921; am 01.11.1921 wurde der gemeinsame Sohn Harald geboren (†22.09.1967); die Ehe war unglücklich und wurde schließlich 1929 geschieden; zuvor hatte sie sich eine sehr gute Versorgung und das Sorgerecht für Sohn Harald gesichert – 1930 wurde sie Mitglied der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, Mitgliedsnummer 297.442); kurz darauf lernte sie Joseph Goebbels persönlich kennen; sie war in seiner Gaugeschäftsstelle im Archiv tätig; die Hochzeit fand am 19.12.1931 statt, bei der Hitler Trauzeuge war; sie war begeistert von Hitler, der sie ebenfalls sehr mochte; sie wurde glühende Anhängerin des Nationalsozialismus und genoss Wohlstand und Ansehen; in den 1930-er Jahren avancierte sie zur 'Ersten Dame' des Reiches und die kinderreiche Familie zur Vorzeigefamilie des Nazi-Regimes – obwohl selbst nicht treu, litt sie unter den Eskapaden ihres Mannes, dies spitzte sich zu, als sich Goebbels in die tschechische Schauspielerin Lída Baarová verliebte, mit der er sich auch öffentlich amüsierte; als Hitler durch Magda davon erfuhr, stellte er Goebbels vor die Wahl: Rücktritt oder Beendigung der Liaison; Goebbels kehrte gehorsam zu Magda zurück – Magda und Joseph Goebbels haben ihre Kinder für nationalsozialistische Propaganda instrumentalisiert und benutzt; sie wurden mehrfach in den Wochenschauen (ab 1940 Deutsche Wochenschau, siehe Eintrag) präsentiert – kurz vor der Ermordung der sechs Kinder und dem eigenem Selbstmord schrieb Magda einen Brief an ihren bereits erwachsenen Sohn Harald aus erster Ehe; darin beklagte sie den Untergang des Nationalsozialismus und erklärte die Ermordung seiner Halbgeschwister damit, dass sie nicht möchte, dass diese in einer anderen Welt aufwachsen müssenBild von Magda Goebbels (Mitte, li. Adolf Hitler, re. Joseph Goebbels) aus der Dokumentation 'Komplizen des Bösen – Nacht über Deutschland'

Goebbels Schnauze
Umgangssprachlicher Begriff aus dem Dritten Reich für ein Rundfunkgerät, welches damals für viele erschwinglich war; Reichspropagandaminister Joseph Goebbels förderte die Entwicklung und Produktion des günstigen "Volksempfängers"; jeder sollte die Reden der Nationalsozialisten und wichtige Ereignisse im Wohnzimmer verfolgen können; laut Goebbels war der Rundfunk ein "Massenbeeinflussungsmittel" von hoher Wichtigkeit – der neu entwickelte massentaugliche Radioapparat wurde 1933 auf der Großen Deutschen Funkausstellung (heute IFA) in Berlin vorgestellt; im ersten Jahr wurden bereits 1 Million Geräte hergestellt

Goebbels, Joseph
Fanatischer Politiker im Nationalsozialismus und loyal-ergebener Vertrauter sowie Sprachrohr von Adolf Hitler; *29.10.1897 in Rheydt (Rheinprovinz, heute Stadtteil von Mönchengladbach, Nordrhein-Westfalen), †01.05.1945 in Berlin; er beging mit seiner Frau Magda (siehe Eintrag) Suizid im Führerbunker der Reichskanzlei, nachdem diese zuvor deren sechs Kinder umgebracht hatte; voller Name: Dr. Paul Joseph Goebbels; Spitznamen: Bock von Babelsberg (wegen seines häufigen Fremdgehens), Kaulquappe (besteht nur aus Kopf und Schwanz), Hinkender Teufel, Humpelstilzchen, Lügenjoseph, Lügenjupp, Schrumpfgermane, Medienzar; Goebbels wurde als Kind mehrfach am Fuß operiert, infolgedessen er einen Klumpfuß hatte und hinkte; trotzdem agierte er als Schürzenjäger; ab 1924 schrieb er an seinem halbbiografischen Buchroman 'Michael', welcher 1929 erstmals veröffentlicht wurde – seine politische Karriere begann 1924, als Gregor Strasser (siehe Eintrag) zu seinem Mentor wurde; ab Oktober 1924 war er Redakteur des Gaukampfblattes 'Völkische Freiheit', ab Juli 1927 kam das nationalsozialistische Kampfblatt 'Der Angriff' hinzu; am 09.12.1925 trat er der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) bei; seine eigentliche Mitgliedsnummer 8.762 wurde später auf die Nummer 22 vom 22.02.1925 zurückdatiert; Goebbels erhielt zu Beginn seiner Karriere mehrfach Strafen und Prozesse wegen brutaler Anzettelungen und Beleidigungen, denen er sich meist geschickt entziehen konnte; er machte im gesamten Reich als politischer Redner auf sich aufmerksam und organisierte die Wahlkämpfe der NSDAP; ab 1926 wurde er Gauleiter von Berlin und am 20.05.1928 Abgeordneter der NSDAP im Reichstag; am 27.04.1930 ernannte ihn Hitler zum Reichspropagandaleiter; ab 1932 kontrollierte er den Rundfunk; nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ernannte ihn Hitler am 13.03.1933 zum Minister für das 'Reichsministerium für Volksaufklärung und Propanda'; von da an kontrollierte Goebbels sämtliche Kulturbereiche (Presse, Schrifttum, Rundfunk, Film, Theater, Bildende Kunst, Musik); ab 1941 sorgte Goebbels dafür, dass Juden den Judenstern sichtbar tragen mussten und deren Wohnungen markiert wurden; er trug maßgeblich zur Deportation von Juden bei – in seinem Verhalten war Goebbels oftmals ambivalent; er hatte beispielsweise eine 5-Jährige Beziehung (1921-1926) zu der Halbjüdin Else Janke (ab 1940 verheiratete Merke und später DDR-Funktionärin); zudem verehrte er den jüdischen Literaturwissenschaftler Friedrich Gundolf - Goebbels hielt auch während des Zweiten Weltkriegs weiterhin fanatische Reden ("Totaler Krieg") und forderte das Volk zu Durchhalteparolen auf; als ihm klar wurde, dass die Niederlage nahte, kündigte er am 28.02.1945 in einer Rundfunkansprache an, dass er mit seinen Kindern in den Tod gehen wolle, wenn der Krieg verloren gehen würde; dies setzte er nach dem Suizid von Adolf Hitler in die Tat um – Hitler hatte ihn in seinem politischen Testament zum Nachfolger als Reichskanzler ernannt; als Goebbels Versuche zu einem Waffenstillstand mit den Sowjets scheiterten, gab er auf und beging den angekündigten Suizid gemeinsam mit seiner Frau – die Tagebücher, die Goebbels seit 1923 regelmäßig führte, bilden bis heute grundlegende Einsichten für Historiker in die Zeit des Nationalsozialismus; als Nachlassverwalterin verdient Cordula Schacht gemeinsam mit den Goebbels-Erben bis heute gut daran und führt(e) einige gerichtliche KlagenBild von Joseph Goebbels aus der Dokumentation 'Komplizen des Bösen – Scheinwelt auf dem Berghof'

Grese, Irmgard (Irma) Ilse Ida
Brutale und sehr junge KZ-Aufseherin in den Konzentrationslagern (kurz KZ) Ravensbrück (Brandenburg), Auschwitz-Birkenau (Nähe Krakau, damals besetztes Polen) und Bergen-Belsen (Kreis Celle, Niedersachsen); *07.10.1923 in Wrechen (Mecklenburg-Vorpommern), †13.12.1945 in Hameln (Niedersachsen) – 1942 begann sie ihren Dienst freiwillig als KZ-Aufseherin; ihr brutales Vorgehen hatte heimliche Spitznamen zur Folge: "Hyäne von Auschwitz, Schöne Bestie von Belsen" und "Blonde Bestie von Belsen"; sie schlug brutal zu, erschoss Häftlinge, hetzte ihren Hund boshaft auf sie, war an medizinischen Misshandlungen unter Josef Mengele beteiligt und leitete einen sogenannten Todesmarsch von KZ-Häftlingen im März 1945 – nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen durch die britischen Alliierten am 15.04.1945 wurde sie verhaftet; nach dem Bergen-Belsen-Prozess wurde sie durch den britischen Henker Albert Pierrepoint gehängt; sie gilt als die jüngste Frau, die im 20. Jahrhundert durch die britische Gerichtsbarkeit hingerichtet wurde

Große Niederländische Bande
Berüchtigte Räuberbande mit verschiedenen Anführern und diversen Filialbanden, die ihr Unwesen großräumig in den Niederlanden und im Rheinland bis nach Mainz trieb; Gründungsvater war Jakob Moyses in den späten 1780-er Jahren, spätere Bandenmitglieder und Anführer waren unter anderem: Christian Reinhardt (Der Schwarze Jonas), Mathias Weber (Der Fetzer), Richard Bruttig (Der Schlächter) und Abraham Picard; es gab auch Kontakte zum Schinderhannes und seiner Bande – der legendäre Picard wurde 1805 verhaftet und starb 1807 im Gefängnis von Marburg

Große Siechenbande
In der Gegend von Köln, Aachen und Düsseldorf agierende Bande, die raubte und mordete (1698-1712); Anführer war Peter Schieper, mindestens achtzehn Raubüberfälle und neun Morde gingen auf sein Konto – Bandenmitglieder waren größtenteils miteinander verwandt oder verschwägert; sie tarnten sich als Leprosen mit gefälschten Siechenbriefen, waren aber selbst gesund – nach seiner Verhaftung beging Peter Schieper im Kerker Suizid und umging die Hinrichtung; andere gefasste Bandenmitglieder wurden gefoltert, gerädert, ausgepeitscht, gebrandmarkt, verbannt und geköpft

Guillaume, Günter
Agent der Deutschen Demokratischen Republik zur Bespitzelung von Willy Brandt; *01.02.1927 in Berlin, †10.04.1995 in Eggersdorf ( Brandenburg), er starb als Günter Bröhl, da er 1986 den Namen seiner zweiten Frau Elke angenommen hatte, voller Geburtsname: Günter Karl Heinz Guillaume –
1952 trat er der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) bei und arbeitete sich hoch; er wurde zum 'Offizier im besonderen Einsatz' (kurz OibE) des Ministeriums für Staatssicherheit (kurz MfS, siehe Eintrag) der Deutschen Demokratischen Republik (kurz DDR); Deckname: "Hansen", der seiner Frau Christel (geborene Boom) lautete "Heinze" – 1956 siedelte das Ehepaar als angebliche Flüchtlinge in den Westen über; sie betrieben in Frankfurt am Main einen Kaffee- und Tabakladen (Boom am Dom); 1957 trat Guillaume in die SPD ein und arbeitete sich dort ebenfalls hoch; er wurde 1969 von Georg Leber in das Bundeskanzleramt vermittelt; 1972 wurde er zum Persönlichen Referenten des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt – bezüglich seiner Agententätigkeit gab es bereits im Jahr 1973 Verdachtsmomente der westdeutschen Sicherheitsbehörden gegen Guillaume, doch seine Festnahme zog sich hin; am 24.04.1974 wurde er verhaftet, obwohl die Beweislast immer noch dünn war; er selbst erhärtete die Beweise seiner Spionagetätigkeit, indem er bei seiner Verhaftung sagte: "Ich bin Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Ich bitte, meine Offiziersehre zu respektieren"; seine Festnahme löste eine schwere innerpolitische Krise aus, die fortan als "Guillaume-Affäre" bezeichnet wurde; infolgedessen trat Willy Brandt am 07.05.1974 als Bundeskanzler zurück; weiterhin wurde ein Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Affäre eingesetzt; dabei kamen schwere Überwachungsmängel zutage – Guillaume wurde am 15.12.1975 zu 13 Jahren Haft wegen Landesverrats verurteilt; seine Frau Christel erhielt eine achtjährige Haftstrafe; das Ehepaar kehrte im Rahmen eines Agentenaustausches im Oktober 1981 in die DDR zurück, wo es gefeiert und hochgelobt wurde – Guillaume scheint ein ambivalenter Charakter gewesen zu sein; während des bereits fortgeschrittenen Zweiten Weltkriegs trat er am 20.04.1944 in die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, siehe Eintrag; Mitgliedsnummer 9.709.880) ein – nach dem Fall der Mauer 1989 konnte Akten der HVA der gestürzten DDR entnommen werden, dass Guillaumes Agententätigkeit weniger bedeutend gewesen war als angenommen; seine wenigen Berichte waren von geringem Wert und wurden durch die DDR-Führung auch entsprechend mittelmäßig benotet

Guillotine
Vorrichtung mit Fallbeil zur Vollstreckung von Todesstrafen mittels Enthauptung; auch als Fallschwert oder Köpfmaschine bezeichnet – Vorläufer des Fallbeils gab es bereits im 12. Jahrhundert (Beispiele: Fallbeil von Halifax, Scottish Maiden); ab dem Spätmittelalter wurden derlei Hinrichtungen nicht mehr getätigt – im Jahr 1789 regte der französische Arzt Joseph-Ignace Guillotin ein mechanisches, humanes Enthauptungsgerät an, um grausame Hinrichtungen zu vermeiden; dies wurde aufgegriffen und an den königlichen Leibarzt Antoine Louis weitergegeben; jener stellte seinen Entwurf im März 1792 vor; diesem wurde einige Tage später stattgegeben – dass das neue Instrument seinen Namen trug, war dem an der Entwicklung völlig unbeteiligten Arzt Guillotin unangenehm; seinen Nachfahren ebenso, die deswegen ihren Namen änderten – die französische Nationalversammlung verfügte am 20.03.1792, dass die Guillotine nunmehr das einzige zulässige Hinrichtungsmittel sei; der Galgen wurde abgeschafft; der erste Guillotinierte war der Straßenräuber Nicolas Jacques Pelletier (hingerichtet am 25.04.1792 in Paris) – in Deutschland kam die Guillotine während der napoleonischen Kriege zum Einsatz; mit ihr wurden beispielsweise auch der Schinderhannes und seine verurteilten Kumpane geköpft; auch im Nationalsozialismus war die französische Fallschwertmaschine noch in Gebrauch – der tunesische Zuhälter und Mörder Hamida Djandoubi ist die letzte Person weltweit, die mit der Guillotine hingerichtet wurde (†10.09.1977 in Marseille)

Gutenberg, Johannes
Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, der Druckerpresse und der Druckfarbe, er revolutionierte das Drucken von Schriften in Massen, die zuvor nur per Hand geschrieben oder kopiert werden konnten – voller Name: Johannes Gensfleisch zur Laden zum Gutenberg; Spitzname: Henne Gutenberg - genaue Geburts- und Sterbedaten sind nicht gesichert vorhanden, nur Geburtsort und Sterbeort; wahrscheinliche Lebensdaten: *um 1400 in Mainz (im Hof zum Gutenberg, dem Familienanwesen, Lage: Christofstraße/Ecke Schusterstraße, seit 1703 befindet sich dort eine Apotheke), getauft am 24.06. (Johannistag) in der Kirche St. Christoph unweit seines Elternhauses, †03.02.1468 (gesichert vor dem 26.02.1468) in Mainz (an seinem letzten Wohnsitz im Hof zum Algesheimer, Lage: Hintere Christofsgasse 3), beigesetzt in der Franziskanerkirche Mainz, sein Grab oder eine Grabplatte konnte nicht gefunden werden, was an vergangenen Kriegswirren und Zerstörungen liegen kann – Johannes Gutenberg war der dritte Sohn einer Patrizierfamilie und genoss wahrscheinlich eine gute Schulbildung; es gibt keine authentischen Bildnisse von ihm, alle seine Darstellungen erfolgten lange nach seinem Tod; es kann angenommen werden, dass seine Bilddarstellung mit Bart falsch ist, denn Patrizier trugen üblicherweise keine Bärte – das erste Gutenberg-Denkmal von Bildhauer Joseph Scholl wurde 1827 errichtet; jenes befindet sich heute im Verwaltungsbau des Gutenberg-Museums in Mainz; das zweite und überlebensgroße Gutenberg-Denkmal nach Entwürfen des Künstlers Bertel Thorwaldsen wurde 1836 durch den Bildhauer Charles Crozatier in Paris gegossen und anschließend nach Mainz transportiert; der Sockel stammt von Georg Benjamin Beyer; noch heute steht dieses 2010 sanierte Denkmal auf dem Gutenbergplatz in Mainz – der Buchdruck von Johannes Gutenberg wurde 1997 vom Times-Magazin zur bedeutendsten Erfindung des zweiten Jahrtausends gewählt; vom A&E Network wurde Johannes Gutenberg sogar zum Mann des Jahrtausends gekürt