Krimi-Lexikon: Nachschlagewerk rund um Krimis und Verbrechen
Rund um Krimis und Verbrechen tauchen oftmals Begriffe auf, die einer Erklärung bedürfen. Manches Mal möchten Krimifans auch tiefer in die Materie eintauchen und mehr über berühmte Persönlichkeiten der Kriminalgeschichte oder Krimi-Autoren erfahren. Genau das bietet Dir dieses Krimi-Lexikon.
Das erwartet Dich in diesem Lexikon zu Krimis und Verbrechen
In diesem Lexikon geht es weniger um die Auflistung von Werken der Kriminalliteratur, Filmen oder Kriminalromanen. Vielmehr ist das Krimi-Lexikon bestückt mit Informationen zu Begrifflichkeiten, die in der Welt der Krimis und auch der echten Verbrechen vorkommen. Außerdem werden Meilensteine der Kriminalgeschichte erklärt. Oder weißt Du aus dem Stegreif, wer die erste dauernde Mordkommission eingeführt hat oder was Deduktion eigentlich bedeutet? Nicht zu vergessen sind berüchtigte Verbrecher, Verbrecherbanden, Raubritter und Ganovenverstecke, zu denen Du hier kompakte und sorgfältig zusammengetragene Informationen findest. Weiterhin enthält das Lexikon natürlich auch Erklärungen zu bekannten Krimis sowie berühmten Autoren von Krimis und deren wichtigsten Daten. Jene sind nicht auf den deutschsprachigen Raum begrenzt. Demnach findest Du hier beispielsweise auch Informationen zu Agatha Christie oder Sir Arthur Conan Doyle. Die Anwendung des Krimi-Lexikons ist denkbar einfach. Du kannst entweder die alphabetische Navigation zum Stöbern nutzen. Oder Du gibst einen Begriff in die Suche ein. Hinweis: Personen sind unter dem Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens in dem Lexikon gelistet – zum Beispiel 'Ernst Gennat' unter 'G'. Eigennamen sind hingegen unter deren Startbuchstaben eingetragen – zum Beispiel die TV-Serie 'Der Kommissar' unter 'D'.
Das Lexikon wächst stetig weiter! Es lohnt sich also, immer wieder vorbeizuschauen. Wende Dich gerne per E-Mail an das Team von Kommissar Brettchen, wenn Du Dir einen bestimmten und passenden Eintrag im Krimi-Lexikon wünschst.
Es gibt 9 Einträge in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben L beginnen.
L
Landeskriminalamt
Gründung der ersten Landeskriminalpolizeiämter 1946, Kurzform LKA, ein LKA ist in allen 16 Bundesländern vorhanden, gehört zur Landespolizei und ist eine Abteilung der Kriminalpolizei, heutige Aufgaben: Gefahrenabwehr und Koordination der Zusammenarbeit mit den Bundesbehörden
Leiendecker (Leyendecker), Johann
Räuber und Mitglied der Schinderhannes-Bande, stammt aus Lauschied (früher Canton Meisenheim, heute dem Landkreis Bad Kreuznach zugehörig) wo er als gelernter Schuhmacher und Schuster tätig war, Geburtsdaten und Sterbedaten unbekannt, Merkmal: hinkte mit dem rechten Fuß – der Schinderhannes hielt sich 1798 in Lauschied auf, wo Johann Leiendecker ihn vermutlich kennenlernte – Johann Leiendecker war Denker und Lenker der Räuberbande und Berater des Schinderhannes; er hatte ein grobes Auftreten und legte allerorts (auch in Verhören) ein freches Mundwerk an den Tag; konnte wie der Schinderhannes lesen, schreiben und rechnen und galt ihm gegenüber als geistig ebenbürtig – viele der Drohbriefe und Erpresserbriefe sollen von ihm verfasst worden sein; er kundschaftete lohnenswerte Beuteziele aus und gilt als der Erfinder der sogenannten "Sicherheitskarten", die von der Bande ab 1800 für Schutz auf Zeit gegen Geld (Mindestpreis 1 Kronentaler) ausgestellt wurden; gleichwohl soll er den Beinamen des Schinderhannes "Johannes durch den Wald" erdacht haben – seine Gehbehinderung war möglicherweise der Grund, warum Johann Leiendecker kaum an den Taten selbst teilnahm; er wurde nie gefasst – Johann Nikolaus Becker war ein seinerzeit ein Sicherheitsbeamter des Bezirks Simmern und er beschreibt ihn so: "Er zeichnet sich durch seine Grobheit gegen Jedermann aus, und ist in seinen Verhören ohne Recht oder Beispiel. Er ist einer der unbändigsten unter grausamsten Räubern. Nachdem die Schinderhannes Bande zerschlagen war, setzte er sich vermutlich nach Holland ab, wo er mehr oder minder dem Tagewerk eines ehrlichen Schusters nachging"
Liktor
Im Alten Rom Leibwächter des Königs und später als Amtsdiener für den Schutz hochgestellter Amtsträger (Magistratur) zuständig, ein Liktor gilt als Polizist der Antike
Lindenfycht
Villa am Tegernsee und ehemaliges Domizil des nationalsozialistischen SS-Chefs Heinrich Himmler und dessen Familie, Lage: in der Nähe von Gmund (Bayern) im Tegernseer Tal; erbaut 1892 und bis zur Nazizeit von verschiedenen Künstlern bewohnt - Himmler erwarb die Villa 1934 als Familiensitz; 1945 ließ er auf dem Gelände einen Luftschutzbunker bauen, der heute noch vorhanden ist; im Mai 1945 wurde das Haus zum Hauptquartier von amerikanischen Alliierten - der Freistaat Bayern ist Eigentümer der Liegenschaft, die in den Nachkriegsjahren und bis in die jüngste Vergangenheit mehrfach verpachtet wurde; seit 2023 haben Florian Zibert, Moritz Meyn und Maximilian Rampf die Villa für 12,5 Jahre gepachtet und betreiben dort ein Hotel mit Gastronomie; das Haus wurde in "Blyb." umbenannt
Loringhoven, Bernd Freytag von
Zeitzeuge, Leutnant und später Adjutant des Generalstabschefs des Heeres, in dessen Funktion er Besprechungen mit Adolf Hitler zur militärischen Lage vorbereitete, *06.02.1914 in Arensburg (heute Kuressaare in Estland), †27.02.2007 in München; voller Name: Alexander Otto Hermann Wolfgang Bernd Freiherr Freytag von Loringhoven – im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Kompaniechef mit der 16. Panzerdivision in der Schlacht um Stalingrad (1942/1943); er wurde als einer der letzten von dort ausgeflogen - war Teil des inneren Kreises, der 1945 mit Adolf Hitler dessen letzte Tage im Führerbunker unter der Reichskanzlei in Berlin verbrachte; nach dem Zweiten Weltkrieg war er bis 1948 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft; er trat 1956 in die Bundeswehr ein und war dort bis 1973 (zuletzt als Generalleutnant) tätig – sein Sohn Arndt Freytag von Loringhoven war Vizepräsident des BND (2007-2010) und Geheimdienstkoordinator der NATO (2016-2019)Bild von Bernd Freytag von Loringhoven aus der Dokumentation (1995) von Guido Knopp 'Hitlers Ende'
Lucheni, Luigi (Louis)
Attentäter und Mörder von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (*24.12.1837 in München, †10.09.1898 in Genf), besser bekannt als Kaiserin Sisi; Tatort: am Quai du Mont-Blanc am Genfer See (Schweiz), Sterbeort: im Hotel Beau Rivage (Suite 119/120) ebenda – Sisis Mörder war italienischstämmiger Anarchist und stach ihr während eines Spaziergangs mit einer dreikantigen Feile in die Brust; die Kaiserin bemerkte zunächst nicht, was wirklich geschehen war; etwa zwei Stunden später erlag sie ihren Verletzungen – der alsbald verhaftete Lucheni war stolz auf seine Tat und wollte geköpft werden, um seine Popularität zu steigern; dies wurde durch die Schweizer Regierung abgelehnt; er erhielt eine lebenslange Haftstrafe; nach 12 Jahren Haft erhängte sich Lucheni (*21.04.1873 in Paris, Frankreich, †19.10.1910 im Gefängnis Évêché in Lausanne, Schweiz) – makabre Note der Geschichte: Lucheni erhielt posthum doch noch seine "Köpfung"; nach seinem Tod wurde ihm der Kopf wegen medizinischer Untersuchungen abgetrennt; die Beerdigung des Kopfes fand erst im Jahr 2000 in Wien statt
Lude
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts umgangssprachlicher Ausdruck für Zuhälter, Wortherkunft: Ludwig und die Kurzform Louis, schon zuvor wurde Puff-Louis verwendet, in Anlehnung an die vielen Mätressen der französischen Könige des 17. und 18. Jahrhunderts, weitere Synonyme: Loddel, Strizzi, Stenz, Kuppler
Luther, Martin
Augustinermönch und Professor der Theologie, Reformator der Kirche und der Sprache, Verfasser der 95 Thesen und Übersetzer der Bibel (Lutherbibel) - * 10.11.1483 (oder 1482) in Eisleben (heute Lutherstadt Eisleben, Sachsen-Anhalt), †18.02.1546 ebenda; seit 1525 verheiratet mit Katharina von Bora (später 'Die Lutherin' genannt) – Martin Luther weigerte sich 1521 auf dem Reichstag zu Worms, seine Schriften zu widerrufen; wurde dann durch die Bannbulle exkommuniziert und mit der Reichsacht belegt; versteckte sich als Vogelfreier unter dem Pseudonym Junker Jörg bis 1522 auf der Wartburg – nach seinem Tod wurde er in der Schlosskirche zu Wittenberg unterhalb der Kanzel beigesetzt – Martin Luther war ein wortgewaltiges Sprachgenie; er kreierte viele Sprachbilder, Sprichwörter, Redewendungen und Schimpfwörter, die heute noch in unserem Sprachgebrauch sind; Beispiele: "Den Leuten aufs Maul schauen, Kein Blatt vor den Mund nehmen, Stinkender Madensack, Denkzettel, Lästermaul, Gewissensbisse, Feuereifer, Lockvogel, Schandfleck, Bluthund, Lückenbüßer, Machtwort etc."; einige Quellen behaupten, dass der bekannte und Martin Luther zugeschriebene Spruch: "Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?" so nie von dem Reformator geäußerte wurde; angeblich sei nur diese ähnliche Äußerung belegt: "Ich esse, was mir schmeckt, und leid' danach, was ich kann"
Lutter von Kobern, Johann
Auch Ritter Johann Lutter von Cobern-Weiss, vermeintlicher Raubritter, posthumer Spitzname: Der Augenroller, Beinamen: Junker von Weiß, Amtmann von Waldesch, Geburtsdaten unbekannt, Geburtsort wahrscheinlich Moselweiß (heute Stadtteil von Koblenz), †14.10.1536 in Koblenz (wurde durch Köpfung hingerichtet); war Vogt von Waldesch und mit Anna Maria von Marburg verheiratet; gehörte dem niederen Adel an, war zuletzt verarmt und verschuldet – sein Ende war tragisch: er wurde von dem Kölner Kaufmann Peter Krebs betrogen und wollte dies klären; dazu lauerte er ihm mit seinem Freund Friedrich Weißgerber von Dotteldorf in der Nähe des Ortes Gillenbeuren in der Eifel auf; bevor es zu einer Zusammenkunft kam, wurde die beiden im Mai 1536 wegen Wegelagerei festgenommen, von Cochem nach Koblenz und dann nach Ehrenbreitstein überstellt – die Sachlage wurde erschwert, weil kurz zuvor (1532) die 'Constitutio Criminalis Carolina' (Peinliche Halsgerichtsordnung) durch Kaiser Karl V. verfügt wurde; sie war das erste deutsche Strafgesetzbuch und sah in Artikel 178 vor, dass bereits die Absicht zu einer Straftat strafbar sei – die beiden wurde mehrfach verhört und gefoltert (mehrfaches Aufziehen mit dem Flaschenzug); obwohl die vermeintlich geplante Tat nicht ausgeführt worden war, glaubten die Räte nicht an die Unschuld von Johann Luttern von Kobern – der Prozess wurde schlecht geführt und verschleppte sich, es fehlten Beweise und die Handhabung der neuen Carolina war noch fremd für die Schöffen; die Fürsprecher (Verteidiger) Meister Antonius Alberti und Florian Schloisser legten ihr Amt nieder, weil sie erst einen Tag vor der angesetzten Urteilsverkündung beauftragt worden waren; der Schuldspruch am 13.10.1536 lautete: "Die Absicht zur Tat, zu deren Ausführung nicht der Wille, sondern nur die Gelegenheit gefehlt habe, sei der Tat gleichzusetzen"; das Todesurteil wurde einen Tag später vollstreckt – bei der Hinrichtung soll Johann Lutter von Kobern angeblich voller Empörung mit den Augen gerollt und die Zunge herausgestreckt haben; daraus ergab sich eine Legende, weswegen 1724 am Alten Kaufhaus in Koblenz eine Turmuhr mit beweglichen, rollenden Augen angebracht wurde; sie soll an den "Augenroller" Johann Lutter von Kobern erinnern