Kriminalgeschichte: Entwicklung des Krimis

Kriminalgeschichten faszinieren und fesseln viele Menschen – und das ist schon lange so. So manch einer fragt sich, wie Krimis eigentlich entstanden sind. Dazu gibt es einige verblüffende Erkenntnisse. Hier erfährst Du mehr zur Kriminalgeschichte und der spannenden Entwicklung des Krimis.

Vermeintliche Väter des Krimis 

Viele Quellen sprechen von Edgar Allan Poe als Urvater des Krimis – was nur bedingt richtig ist. Es wird auf sein Werk 'The Murders in the Rue Morgue' (deutsch: Der Doppelmord in der Rue Morgue) von 1841 verwiesen. Es handelt sich um eine Kurzgeschichte mit Kommissar Dupin, die seinerzeit in einem Magazin veröffentlicht wurde.
Andere nennen den Kriminalbericht 'Der Verbrecher aus verlorener Ehre' von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1786 als ersten Krimi. Dieses Werk beruht auf einer wahren Begebenheit, die Schiller von seinem Lehrer erfuhr und die zunächst unter 'Der Fall Friedrich Schwahn' niedergeschrieben wurde. Hermann Kurz brachte dann 1855 eine neue Fassung unter 'Der Sonnenwirt – Schwäbische Volksgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert' heraus. 
Edgar Allan Poe prägte sicherlich das Genre moderner Kriminalgeschichten und beeinflusste nachfolgende Autoren von Kriminalromanen. Doch die Geschichte der Krimis und deren Faszination auf Menschen ist noch sehr viel älter und reicht bis in die Antike zurück.
Hierbei müssen allerdings die Möglichkeiten der jeweiligen Zeit berücksichtigt und die Arten des Konsums unterschieden werden. Bücher, wie wir sie heute kennen, gab es zu frühen Zeiten noch nicht. Auch Fernsehen und Rundfunk sind Erfindungen des 19. bzw. 20. Jahrhunderts.

Kriminalgeschichten in der Antike und im Mittelalter

Schon in der Antike liebten die Menschen Kriminalgeschichten – je blutrünstiger und verschlagener, desto besser. Jene Geschichten sind vom Erzählstil her natürlich nicht mit unseren heutigen Krimis zu vergleichen.
Es waren vielmehr Dramen, die vor breitem Publikum vorgetragen und begeistert aufgenommen wurden. Aber sie handelten ebenso von Verbrechen, Mord und Tätern.
Beliebte Dichter, Dramatiker und Tragiker waren beispielsweise Sophokles, Euripides und Aischylos (5. Jahrhundert v. Chr.). Ein bekanntes Werk dieser Zeit ist die Trilogie mit Orestes, dem Sohn des Agamemnon und der Klytaimnestra. Orestes beging Blutrache und tötete seine Mutter und deren Geliebten. Zuvor hatten die beiden seinen Vater ermordet. Daraufhin schrieb Orestes weitere Geschichte, indem er die bis dahin geltende Rechtsprechung auf den Kopf stellte. Denn er wurde vom griechischen Gerichtshof freigesprochen, nachdem Athene für ihn plädiert hatte.
Auch im alten Rom waren blutige und spannende Geschichten sehr angesagt. Und es gab Könner, die es meisterhaft beherrschten, das Volk zu unterhalten. Einer von ihnen war der vielseitig begabte Marcus Tullius Cicero (1. Jahrhundert v. Chr.). Er war Anwalt, Philosoph, Politiker und rhetorisch bestens ausgestatteter Redner. Wenn er beispielsweise seine viel beachteten Gerichtsreden hielt und Verbrecher geschickt in die Zange nahm, ging dies oftmals zu Gunsten Ciceros und seiner Anklage aus. Die Römer sahen seine Reden als spannende Unterhaltung und lechzten geradezu danach. Es waren sozusagen frühe Krimis ihrer Zeit.
Im Mittelalter waren Kriminalgeschichten ebenfalls populär. Da seinerzeit nur die wenigsten Menschen lesen oder schreiben konnten, wurden die Krimis in Liedtexte verpackt und vorgetragen. Die Lieder wurden als Bänkelgesang bezeichnet. Der Begriff leitet sich von 'Bank' (mundartlich Bänkel) ab, weil die Sänger auf Bänke stiegen, um besser gesehen und gehört werden zu können.
In den Gesängen ging es um raubende Ritter, verbrecherische Banden und Betrüger, Mord, Totschlag, Ehebruch, Zechprellerei und Hochverrat. Ein berühmtes Beispiel ist das Erzähllied 'Chanson de Roland', welches um 1100 entstand. Daraus erwuchs 1170 die bekannte Roland-Sage, in welcher es um Karl den Großen und seinen Neffen Roland geht.

Wegbereiter für den Konsum von Krimis

Gutenberg Denkmal in Mainz

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern von Johannes Gutenberg fand Mitte des 15. Jahrhunderts statt und setzte eine Medienrevolution in Gang. Schriften und Bücher konnten nun viel schneller und in Massen produziert werden. Zuvor wurde per Hand geschrieben oder kopiert, was sehr zeitintensiv war. Das erste mit modernem Buchdruck hergestellte Buch war 'Die Gutenberg-Bibel', welches zwischen 1452 und 1454 entstand.
Der moderne Buchdruck beschwingte natürlich auch die Literatur. Allerdings war es zu dieser Zeit noch nicht so wie heute, dass sich die Leute in Scharen Bücher kauften. Viele konnten noch nicht einmal lesen und mussten sich vorlesen lassen. Sie hätten schlichtweg auch nicht die Mittel gehabt, eine gedruckte Schrift zu erwerben.
Der Massenkonsum von Büchern entstand im Verlauf der Neuzeit bzw. im Zeitalter der Aufklärung und wurde durch das Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert unterstützt.
Die erste Buchhandlung öffnete 1710 ihre Pforten. Es war die Buchhandlung Hoffmann in Weimar, die es unter der Führung der Familie Gräf heute noch gibt. Es existiert noch eine weitere Buchhandlung, die für sich beansprucht, die älteste der Welt zu sein. Doch die Buchhandlung Bertrand in Lissabon wurde 1732 gegründet – also 22 Jahre später.

Anfänge moderner Kriminalgeschichten

Kriminalgeschichten waren zu allen Zeiten beliebt, doch im 18. Jahrhundert bekamen Krimis einen neuen Schub der Verbreitung. Die sprachliche Qualität nahm zu und immer mehr Menschen beherrschten das Lesen. Buchhandlungen wurden gerne aufgesucht und Verbrecherprotokolle geradezu verschlungen. So wie schon in der Antike, aber nun in Buchform. Diese wahren Kriminalfälle wurden "Pitavalgeschichten" genannt, was auf deren ersten Herausgeber (François Gayot de Pitaval) zurückzuführen ist.
Es gab auch schon Bestseller, wie das berühmte Beispiel der Halsbandaffäre zeigt. Die Gerichtsprotokolle rund um diesen Betrugsskandal am französischen Hof wurden 1786 zum Bestseller. Alle gierten danach, Einzelheiten zu erfahren, wie Gräfin de la Motte den Kardinal um den Finger wickelte und betrog. Hinzukam, dass die verhasste Königin Marie-Antoinette in den Fall verwickelt war.
Im 19. Jahrhundert war der Krimi nicht mehr zu bremsen. Es entstanden weiterhin viele Kriminalgeschichten, die teilweise heute noch große Bedeutung in der Literatur haben.
Neben Edgar Allan Poe ist Sir Arthur Conan Doyle eine Berühmtheit aus dieser Zeit. Er schuf den Detektiv Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. John Watson. Doyle verfasste vier Romane und zahlreiche Erzählungen mit Sherlock Holmes, die später Stoff für etliche Verfilmungen gaben – was bis heute der Fall ist.

Miss Marple im Kriminalhaus Hillesheim

Im 20. Jahrhundert errang Agatha Christie den Ruhm der erfolgreichsten Autorin weltweit. Ihr erster Roman mit dem belgischen Privatdetektiv Hercule Poirot erschien 1920 zunächst in den USA und später auch in England. Sie ist auch die Schöpferin von Miss Marple, eine Amateurdetektivin, die Fälle gleichwohl mit Scharfsinn löst.
Im Verlauf ihres Lebens verfasste Christie 66 Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten und Bühnenwerke, wie zum Beispiel 'Die Mausefalle'. Wegen ihres Erfolgs in der Welt der Krimis wird sie auch liebevoll "Queen of Crime" genannt.

Es hat Dir hoffentlich Spaß gemacht, die interessante und vielfältige Entwicklung von Krimis zu lesen.
Kommissar Brettchen und sein Team laden Dich herzlich ein, den Fortschritt der Kriminalistik zu entdecken. Darum geht es nämlich im nachfolgenden Menüpunkt. Sie ist ebenfalls ein bedeutender Teil der Kriminalgeschichte.