Obwohl er schon einige Zeit in Mainz lebt und arbeitet, stolpert Kommissar Brettchen als gebürtiger Hamburger so manches Mal über ein Wort des Mainzer Dialekts. Wenn er nachfragt, wird es ihm gerne erklärt. Doch ein Wörterbuch kann auch helfen – in zweierlei Hinsicht. Es bewahrt und überliefert die Mundart und lädt zum Schmunzeln ein. Zudem hilft es Gästen und Ortsfremden, sich zurechtzufinden. Da es auf dieser Seite um Krimis, Kriminalistik und Kulinarik geht, gibt es hier ein Wörterbuch mit einer kleinen Auswahl an kulinarischen, kriminalistischen und verruchten Begriffen aus dem Mainzer Dialekt. Viel Vergnügen beim Lesen, Entdecken, Erinnern und Ausprobieren!
Die Mundart in Mainz
Die Mundart in Mainz (Dialekt: Meenz) nennt sich "Rheinhessisch" (Dialekt: Rhoihessisch), obwohl es die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ist. Dies hat geschichtliche Hintergründe.
Das Bundesland Rheinland-Pfalz wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, und zwar am 30.08.1946. In der wechselvollen Geschichte gab es Zugehörigkeiten zur preußischen Rheinprovinz, Bayern und Hessen. Damals war allenfalls von Rheinländern und Pfälzern die Rede, die sich jedoch gegenseitig nicht besonders mochten.
Mainz ist eine sehr alte Stadt (Mogontiacum, auch Moguntiacum) mit römischem Ursprung. Und sie hat eine ebensolche wechselvolle Geschichte wie das Bundesland Rheinland-Pfalz. Sie war beispielsweise mehrfach französisch besetzt und war sogar einmal mit der Reichsacht (1163) behängt.
Seit dem Wiener Kongress (1814-1815) stand die Stadt Mainz unter der Verwaltung des Großherzogtums Hessen-Darmstadt – und nach 1918 unter dem des Volksstaates Hessen. Schon damals war Mainz Hauptstadt, allerdings nur von der sogenannten Provinz Rheinhessen. Dies änderte sich dann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der Bundesländer durch die Alliierten.
Aufgrund dieser langen Wechselgeschichte hat Mainz einen kreativen Dialekt, der von römischen, französischen, aber auch flämischen und rotwelschen Elementen durchsetzt ist. Die Mainzer pflegen ihre Mundart gerne und bezeichnen diese selbst am liebsten als "Meenzerisch". Neben dem sprachlichen haben die Römer auch ein fassbares Erbe in Mainz hinterlassen: den Weinbau. Hast Du gewusst, dass die Region Rheinhessen in Rheinland-Pfalz mit über 26.000 Hektar das größte Weinbaugebiet Deutschlands ist? Beliebte Rebsorten sind Riesling, Müller-Thurgau, Dornfelder und Silvaner, die in zahlreichen Mainzer Lokalen oder direkt beim Winzer genossen werden können.
Unser Wörterbuch der Meenzer Wördscher
Hier kommt unser kulinarisches, kriminalistisches und leicht verruchtes Wörterbuch zum Mainzer Dialekt. Die Begriffe der Mundart sind alphabetisch aufgelistet:
Abbelkrotze: | Kerngehäuse vom Apfel |
Aabee: | Toilette |
Ausbaldowern: | auskundschaften |
Babbsagg: | schmutziger Mensch, auch als Schimpfwort in Gebrauch |
Broggelscher (auch Bröggelscher): | Rosenkohl |
Bitzelwasser: | Sprudelwasser |
Bombo: | Bonbon |
Blunz: | Blutwurst (auch als Schimpfwort "dumm Blunz") |
Bollesje: | Gefängnis |
Briebump: | Säufer |
Butze: | Polizei |
Butzlumbezuggler: | läppischer Mann ohne Mumm (Waschlappen) – original übersetzt: Putzlappensauger |
Colaschobbe: | Mischgetränk aus Rotwein oder Weißwein mit Cola |
Costa Kastella: | Ausdruck für den Blick von Mainz auf die andere Rheinseite |
Dabbes: | Tollpatsch |
Deischknaadscher: | Bäcker |
Dibbe: | Topf |
Dibbsche: | kleiner Topf |
Dorscht: | Durst |
Dummbeidel: | Schimpfwort |
Dumm Dunsel: | derber Ausdruck für dumme Frau |
Ebbelränzje: | Apfeltasche |
Fedderweiße: | Federweißer, neuer Wein, der sich noch im Gärprozess befindet und ungefiltert ist |
Fissemadende: | Umstände, Unfug, Blödsinn |
Fleischworscht: | Fleischwurst warm oder kalt |
Gaunerzinge: | Kennzeichen an Häusern, in denen fette Beute erwartet wird |
Gemies: | Gemüse |
Goldisch Meenz: | Goldenes Mainz |
Gruschele: | Stachelbeeren |
Guude: | Hallo |
Guutzje: | Bonbon |
Haddekuche: | flacher, harter Mürbteig als Rautenkeks |
Handkäs mit Mussigg: | marinierter Rohmilchkäse mit Zwiebeln |
Hannebambel: | Pantoffelheld |
Hausmacher Worscht: | traditionell hergestellte Wurstwaren, wie Blutwurst, Leberwurst, Fleischmagen |
Ingelumer Rotwoi: | Wein aus der Rotweinstadt Ingelheim (ca. 20 km von Mainz entfernt) |
Jarbon de Mayence: | traditioneller Mainzer Schinken |
Katzuff (auch Katzoff): | Metzger, Schlachter, Fleischer |
Kimmsche: | große Tasse |
Kneibsche: | kleines, spitzes Küchenmesser |
Knerzje: | knuspriges Endstück beim Brot |
Knolle: | Strafzettel |
Kongo-Express: | Bezeichnung für die Bummelzüge nach dem Krieg, mit denen die Mainzer jeden Morgen zur Arbeit anreisten, wegen Wohnungsnot in der zerstörten Stadt |
Korze: | "en Korze" Schnapsglas mit hochprozentigem Inhalt |
Krawallschachdel: | streitlustige und zickige Frau |
Krebbel (auch Kreppel): | Krapfen (frittiertes Hefegebäck, traditionelle Saison vom 11.11. bis Aschermittwoch) |
Krumbeern: | Kartoffeln |
Kummer: | Gurke |
Labbing: | Kaninchen |
Lattwersch: | Zwetschgenmus, Pflaumenmus |
Lebberworscht: | Leberwurst |
Lebbsch: | fades/ungewürztes Essen |
Liehbeidel: | Lügner |
Maleede: | Aprikosen |
Meenzer Stang: | Mainzer Stange, traditionelles 0,4 l Glas für Weinschoppen |
Meschugge: | verrückt, verwirrt, nicht bei Verstand |
Naggisch Worscht: | Mettwurst mit abgelöster Pelle |
Ogebrennt Esse: | angebranntes Essen |
Ogeduddelt: | angetrunken |
Ongstschisser: | Angsthase |
Paarweck: | (auch Wasserweck) doppeltes Brötchen, oft mit glänzender Kruste, die mit Wasser bestrichen wurde |
Piffsche: | kleines Glas Wein (0,1 l) |
Pienzje: | empfindlicher Mensch |
Pischbern: | flüstern |
Pergel: | Bündel Weintrauben |
Persching: | Pfirsich und Bezeichnung für Roséwein mit Orangenlimonade |
Plattkobb: | glatzköpfiger Mann und abfällige Bezeichnung für einen unangenehmen Menschen |
Quellmänner: | Pellkartoffeln |
Quetschekuche: | Zwetschgenkuchen, Pflaumenkuchen |
Rollende Weinkeller: | Bezeichnung für Züge mit Vergnügungsfahrten in den 1950-er Jahren (siehe auch Samba-Express) |
Rachebutzer: | scharfer Schnaps oder schlechter Wein |
Rauscher: | Vorstufe des Federweißen (gegorener Traubenmost) |
Ribbelkuche: | Streuselkuchen oder Reibekuchen |
Samba-Express: | Bezeichnung für Züge mit Vergnügungsfahrten in den 1950-er Jahren (siehe auch Rollende Weinkeller) |
Schlachtplatt: | deftige Wurst- und Fleischwaren angerichtet auf einem Brett oder einer Platte |
Schmiss: | Prügel, Schläge |
Schneegelisch: | übertrieben wählerisch beim Essen |
Schnuggelzoisch: | Süßigkeiten |
Schoppen (auch Schobbe): | süß- oder sauergespritztes Weingetränk |
Schobbestescher: | Weintrinker, betrunkener bzw. zechender Mann |
Speie (auch Sparschele): | Spargel |
Spund: | Weinfasskorken |
Spundekäs: | traditioneller Dip aus Quark und Frischkäse, mit Paprikapulver – wird häufig mit Brezeln zu Wein oder Bier verzehrt |
Stobbe: | Flaschenkorken |
Straußwerdschaft (Straußwirtschaft): | saisonal geöffnetes Weinlokal mit kleinem Speisenangebot |
Tinnef: | Schund, wertloses Zeug |
Tranfunsel: | schwaches Licht, auch Schimpfwort für dümmliche, schwerfällige Person |
Trulla: | oberflächliche, unangenehme Frau |
Uffgestumbde: | abfälliges Wort für einen kleinen untersetzten Mann |
Uffschnitt: | Aufschnittwurst |
Verbumbe: | schlagen, verprügeln |
Verdel: | achtel Liter Wein (auch Ausdruck für Stadtviertel) |
Verdelsbutze: | Revierpolizei, früher auch Dorfpolizist |
Verklebbert Ei: | Rührei |
Wambe: | dicker Bauch |
Weck, Worscht, Woi: | Brötchen, Wurst, Wein – haben ganzjährig Tradition in Mainz |
Weckmann: | süßes Hefegebäck, verbreitet zu St. Martin und in der Adventszeit |
Welljerholz: | Nudelholz |
Wersching: | Wirsing |
Wiggelsche: | Hörnchen, Teegebäck |
Wingert: | Weinberg |
Wingertsknorze: | Gehölz der Weinrebe und ebenso rustikale, herzhafte Brotwaren |
Worschdebrod: | mit Wurst belegte Brotscheibe |
Wullewatz: | dicker, roher Kerl |
Zornegiggel: | zorniges Kind, zorniger Mensch |
Zohraffel: | Zähne, Gebiss |
Zwibbele: | Zwiebeln |
Zwibbelkuche: | Zwiebelkuchen – wird gerne im Herbst verspeist und Federweißer dazu getrunken |